Kunstpädagogik an der Justus-Liebig-Universität Gießen
Es gibt eine Ausstellung, die bereits seit 20 Jahren eine feste Größe im kulturellen Leben Gießens ist. Sie trägt den Titel “Was macht die Kunst?” und zeigt jährlich Werke der Studierenden des Instituts für Kunstpädagogik der Justus Liebig-Universität. Von Malerei, Fotografie und Druckgrafik stammen die Arbeiten sowohl technisch als auch thematisch aus einem breiten künstlerischen Spektrum. Ebenfalls eine kleine Historie: Die Werke wurden 2017 bereits zum siebten Mal im KIZ (“Kultur im Zentrum” in der Kongresshalle) gezeigt. Aber nicht nur im, sondern auch davor, denn Daniel Schmacks skulpturale Fensterarbeiten aus Glas, Beton, Holz und Metall empfangen die Besucher im Vorgarten und ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. “Für mich sind Fenster ein Symbol für Wahrheitssuche. Automatisch wird der Blick darauf gelenkt, was vielleicht dahinter liegt”, erklärt Schmack. Drei Monate hat er an seinen sieben Objekten gearbeitet. “Dank der guten Ausstattung des Kunstpädagogik-Instituts an Werkstätten, einem Bildhauerplatz im Freien und Werkzeugen konnte ich meine großformatigen Skulpturen problemlos anfertigen”, lobt Schmack die Ausstattung der Hochschule.
Großformatig ist auch die Skulptur von Caroline Burk, welche eine ausrangierte Straßenlaterne zum Kunstobjekt “verbogen” hat. Frei nach Pippi Langstrumpfs kreativer Weisheit “Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe”, gelang ihr das Dank der Unterstützung von Professor Doktor Ansgar Schnurr, obwohl sie noch nie zuvor gebohrt oder geschweißt hat. “Das Material Metall stellt bestimmte Ansprüche, die in der Plastik auch zum Ausdruck kommen”, erläutert Burk und meint damit den besonderen Umgang mit verzinktem Stahl und besondere Schweißmethoden.
Dagegen nicht auf den ersten Blick zu fassen sind die Arbeiten von Jannis Neumann und Jessica Fritsche. Ersterer zeigt seine fotografisches Selbstporträt als Projektion an der Decke. “Interstellaris zeigt die Haut als Firmament. Einzelne Leberflecke übersähen den Körper wie Sterne den Nachthimmel”, erklärt Neumann seine Installation. Jessica Fritsche hat sich im Seminar “Abenteuer Wohnen” von Ingke Günther und Jörg Wagner mit Regalen befasst, die sie mit viel Akribie, Detailliebe und Leidenschaft für das Thema skizziert hat. “Wenn die Wohnung ein Körper wäre, dann ist das Regal sein Herz”, schwärmt sie. “Es ist eine private Präsentationsfläche, die Gegenstände unterschiedlicher Wertigkeit bündelt, sie strukturiert, beherbergt und arrangiert.”
Über diese vier exemplarischen Beispiele hinaus zeugen alle 19 Arbeiten davon, dass es der Kunst in Gießen sehr gut geht. Genau wie den Studierenden, die hier hervorragende Arbeitsbedingungen vorfinden.