Der Arbeitsbereich Mode und Ästhetik befasst sich mit Körperpraktiken und ihren Visualisierungen: Wie entstehen Schönheitsideale? Woher kommen sie und warum?
„Das Studium hier ist für mich gerade deshalb so interessant, weil es so interdisziplinär ist“, bestätigt Jennifer Wright. Die 30-jährige wissenschaftliche Hilfskraft studiert im 7. Semester hier an der TU Darmstadt. Zuvor aber hat sie eine Ausbildung zur Friseurin gemacht und ein Studium der Psychologie begonnen. „In der Schule habe ich Kunst geliebt, aber auch Biologie und Chemie“, erzählt sie. „Dieser Studiengang vereint also meine Leidenschaften!“ Auch Nadja Friedrich ist Friseurmeisterin, die viel Spaß in ihrem Beruf hatte, bis sie eine Sehnenscheidenentzündung dazu gezwungen hat, sich nach etwas Neuem umzusehen. An der TU Darmstadt hat sie einen guten Ersatz gefunden: „Ich schreibe meine Bachelorarbeit über Marketing und Influencerinnen“, erzählt sie von einem Themenfeld, das im Studium ebenso behandelt wird. Überhaupt zeichnen Vielseitigkeit und Wahlmöglichkeiten das Studium der Körperwissenschaft aus, sowohl inhaltlich als auch strukturell. Erstsemester Daniel Aladin bestätigt dies begeistert: „Man kann sich seinen Lehrplan weitgehend selbst zurechtlegen, je nachdem, ob man zu viel oder zu wenig belegt hat. Das finde ich ziemlich gut.“ Eine solche Flexibilität ist sinnvoll im Studiengang Körperwissenschaften, Mode und Ästhetik, der rund 25 Studierende pro Jahrgang umfasst.
Im Arbeitsbereich Mode und Ästhetik liegt der Blick hier auf dem breit gefächerten Zusammenhang zwischen Mode, Körper, Ästhetik, Kunst und Gesellschaft. Ein weites, kompliziertes Feld, das nach breiten theoretischen Ansätzen verlangt. Dazu gehören zum Beispiel auch die Postcolonial und Gender Studies: „Stereotype Bilder prägen die Medien, wenn es um Migration geht. Oft muss etwa eine Frau mit Kopftuch dafür herhalten, ‚die Migrantin‘ zu repräsentieren“, beschreibt Professorin Karentzos das Problem eines Stückes Kleidung und seiner Wirkung. „Dabei ist es viel komplexer.“ Es lohnt sich, die Bedeutung solcher Kleidungsstücke, aber auch geschichtlicher Schönheitsideale bis hin zu Haarmoden genau zu untersuchen. Früher waren rote Haare etwa ein Zeichen für Devianz und Erotik. „Man kann aus rot gefärbten Haaren so vieles herauslesen“, schwärmt Jennifer Wright. „Wie ist der Aufbau des Haares? Mit welchen chemischen Mitteln sind sie gefärbt? Und was bedeuten rote Haare zum Beispiel in der Kunstgeschichte?“ Die Machthierarchisierung in den (Körper-)Bildern, mit denen wir täglich medial konfrontiert sind, wird hier also kritisch hinterfragt, und dieses Wissen soll zum einen an die Studierenden, zum anderen aber auch an die Berufsschulen getragen werden. Jennifer Wright ist begeistert: „Diese Vielfalt bei uns macht viel Spaß!“ Kunst, Kultur, Politik, Biologie und Chemie – Körperpflege ist weit vielfältiger, als man denken mag!