Das LOEWE-Zentrum DRUID an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU)
Mehr als eine Milliarde Menschen leiden unter tropischen Infektionserkrankungen, die durch Parasiten, Bakterien, Viren oder Pilze verursacht werden. Zu den bekanntesten zählen Malaria, Zikavirus-Infektionen und das Dengue-Fieber, die wir als Europäer von Fernreisen nach Asien oder Afrika kennen. Doch es gibt noch viele weitere dieser Erkrankungen, die oft zu den sogenannten ‚vernachlässigten Tropenkrankheiten’ (NTDs: Neglected Tropical Diseases) zählen, wie zum Beispiel Leishmaniose oder Chikungunya. Woher der Begriff stammt, wird bei einem Blick auf die Weltkarte deutlich: Sie alle treten in tropischen und damit tendenziell eher armen Regionen der Erde auf. Für Pharmaunternehmen stehen diese nicht gerade im Fokus. Schließlich hat die potenzielle Kundschaft kein Geld, um neue und damit teure Medikamente zu bezahlen. Auch ist die Behandlungsdauer von Infektionskrankheiten meist recht kurz. Daher setzen die Firmen lieber auf lukrativere Schmerz- und Krebstherapien anstatt viele Jahre an einem Wirkstoff gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten zu forschen.
Fünf Partner, großes Netzwerk
„Ich sehe es nicht nur als medizinische, sondern vor allem humanitäre Notwendigkeit, diese Erkrankungen zu bekämpfen“, erklärt Prof. Dr. Katja Becker von der Professur für Biochemie und Molekularbiologie der Justus-Liebig-Universität Gießen. Allein an Malaria sterben jedes Jahr rund eine halbe Million Menschen, viele von ihnen sind jünger als fünf Jahre. Rein rechnerisch stirbt alle zwei Minuten ein Kind an den Folgen der Erkrankung. Katja Becker hat als Ärztin früher unter anderem in Ghana und Nigeria gearbeitet und die Probleme und Bedürfnisse der Bevölkerung mit eigenen Augen gesehen.
Zusätzlich zu ihrer Professur ist sie heute Sprecherin des neuen LOEWE-Zentrums DRUID (Novel Drug Targets against Poverty-Related and Neglected Tropical Infectious Diseases), das vom Land Hessen von 2018 bis 2021 mit rund 19 Millionen Euro gefördert wird. Neben der JLU beteiligen sich Forscherinnen und Forscher der Philipps-Universität Marburg, der Goethe-Universität Frankfurt, der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) und des Paul Ehrlich-Instituts Langen an DRUID. Hinzu kommt ein großes nationales und internationales Netzwerk, in das andere akademische Einrichtungen, Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen sowie Vertreter der Industrie eingebunden sind.