Umweltfreundlicher Pflanzenschutz – Von bösen und guten Pilzen - 2

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    © Steffen Böttcher
    Hochschule Geisenheim University Umweltfreundlicher Pflanzenschutz – Von bösen und guten Pilzen

    Zuvor hat sie ihre Doktorarbeit über sogenannte „Attract and Kill“-Formulierungen in der Schädlingsbekämpfung geschrieben und dafür auch Preise gewonnen. Dabei werden Zielinsekten mittels eines Lockstoffs angelockt und anschließend durch einen insektenpathogenen Pilz infiziert und abgetötet. Ganz schön fies, oder? Die junge Wissenschaftlerin lacht: „Ja, das klingt schon recht brutal.“ Doch so viel Spaß ihre Forschung Linda auch macht, der Hintergrund ist ernst – auch im Weinbau sind die schnelle und wirksame Bekämpfung der Pilze und die gleichzeitige Weiterentwicklung von Umweltschutz und Nachhaltigkeit wichtiger denn je. „Deshalb arbeiten wir daran, chemische Substanzen in klassischen Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren und Alternativen dazu anzubieten.“

    Aber wie kommt eine junge Frau zu einem so traditionsreichen Forschungsgebiet wie dem Weinbau und dazu noch zur Schädlingsbekämpfung? „Ich fand eigentlich immer schon alles spannend, was lebt“, holt Linda aus. „Meine Eltern haben auch beide ‚grüne‘ Berufe, mein Großvater war promovierter Biologe mit dem Schwerpunkt Mykologie.“ Da war der Weg nicht weit. Für Linda war also schnell klar, dass auch sie diesen Weg antreten wollte. Der Fokus ihres Biologiestudiums lag auf Botanik und Mikrobiologie, und in ihren Abschlussarbeiten hat sie sich dann bereits mit pathogenen Pilzen an Reben beschäftigt. Heute kümmert sie sich vor allem um die Erschließung und Nutzbarmachung biologischer Wirkstoffe: „Wir möchten uns beim Pflanzenschutz von Mikroorganismen helfen lassen“, erklärt sie uns. Konkret wollen Linda und ihr Team beispielsweise die Eigenschaften bestimmter Pilze nutzen, um sie gegen schädliche Pilze einzusetzen, oder verschiedene biologische Wirkstoffe miteinander kombinieren, um die Wirksamkeit im Feld zu gewährleisten. Es ist also viel Tüftelei im Labor, die aber später immer auch in der Praxis im Weinberg anwendbar sein muss.

    Dass sie bereits so jung Professorin ist, hat viel mit ihrer Neugier und der ansteckenden Begeisterung für die Forschung zu tun. Aber auch mit ihrem Willen, selbst Entscheidungen treffen zu können. „Gerade in der Forschung bietet eine Professur Freiheiten, selbst entscheiden zu können, welche Richtung man in einem bestimmten Bereich einschlägt“, erzählt sie uns.

    Dabei hat sie immer auch den Transfer des im Labor gewonnenen Wissens in die Praxis im Blick. Für den Schritt aus dem Elfenbeinturm der Forschung hin zu praxisnahen Anwendungen pflegt sie den Kontakt zu vielen Winzerinnen und Winzern in der Region. „Viele kenne ich schon seit vielen Jahren aus meinem familiären Umfeld. Und natürlich sind mir dadurch auch viele Unwägbarkeiten der Praxis bekannt. Viele wirtschaftliche Aspekte müssen mit dem Umweltschutz in Einklang gebracht werden. Und ich sehe auch, dass das nicht immer einfach ist.“ Beide Perspektiven zu kennen, hilft der jungen Professorin bei ihrer Forschung also sehr. Und sie weiß, dass viele Prozesse auch ihre Zeit brauchen werden. Das Wissen im Weinbau ist schließlich viele Jahrtausende gewachsen – das wirft man nicht in wenigen Jahren um.

    Man sieht also: Auch ein jahrtausendealtes Gewerbe wie der Weinbau und eine auf den ersten Blick trocken scheinende Wissenschaft wie die Phytopathologie bieten einer jungen Frau alle Chancen, ihren eigenen Weg zu gehen. Und wenn man dabei auch noch so begeistert bei der Sache ist wie Linda Muskat, steht einem die Zukunft offen.

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