Translatly - bei Anruf medizinische Übersetzungshilfe - 3

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Die Studentin Hana hat sich für „Translatly“ als Übersetzerin registrieren lassen.
„Translatly“ ist so eine einfache Idee: eine App, mit der am Universitätsklinikum Frankfurt am Main per Video-Chat Gespräche mit Patienten, die kein Deutsch sprechen, live übersetzt werden können.
Priv. Doz. Dr. Olivier Ballo, Oberarzt in der Abteilung für Hämatologie und Onkologie hier an der Uniklinik, hat die App "Translatly"mit Freunden zur Überwindung der Sprachbarrieren entwickelt.
Dadurch, dass teilnehmende Studierende durch „Translatly“ schon früh bei schwierigen Patientengesprächen dabei sind, lernen sie die Gesprächsführung mit dem Patienten kennen und eine professionelle Anamnese zu führen.
Mit „Translatly“ profitieren nun sowohl die Patienten als auch die behandelnden Mediziner von der Multikulturalität am Klinikum.
    © Steffen Böttcher
    Goethe-Universität Frankfurt Translatly - bei Anruf medizinische Übersetzungshilfe

    „Als Olivier mich gefragt hat, ob ich da mitmachen will, habe ich gedacht, ok, das wollte ich immer machen“, erzählt Hana. Die Ägypterin kennt das Problem aus eigener Erfahrung. Als ihre Mutter sie hier in Deutschland besucht hat, wurde sie krank und konnte sich trotz ihres pharmazeutischen Hintergrunds und guten Englischkenntnissen nicht so richtig mit den Medizinern verständigen – klar, es handelt sich dabei ja oft um schwieriges Fachvokabular. „Ich wollte immer Leuten helfen, die aus dem Ausland kommen und irgendwann hier zum Arzt müssen.“ Ihre iranstämmige Kommilitonin Sana hat eine ähnliche Motivation: „Auf meinen Touren durch die Kliniken habe ich wirklich viele Leute getroffen, die gar kein Deutsch können“, erzählt sie. Angehörige sind dabei unzuverlässige Dolmetscher, weil das oft emotional schwierig ist. „Und dabei kriegen wir im Studium beigebracht, dass Kommunikation das A und O ist!“ Der 22-jährige Izet kennt das Problem auch aus eigener, praktischer Erfahrung: „Gerade haben wir auf Station Leute, die kaum Deutsch können und denen Nieren transplantiert wurden. Sie verstehen nicht, dass sie die Medikamente erst einnehmen sollen, nachdem ich das Blut abgenommen habe“, erklärt der Bosnier. Leider machen sie das meistens nicht, und dann ist die Blutprobe nicht verwertbar. „Translatly“ erleichtert also wirklich allen Beteiligten das Arbeitsleben.

    Und für die teilnehmenden Studierenden gibt es dabei durchaus Vorteile, erklärt uns Priv. Doz. Dr. Olivier Ballo. Dadurch, dass sie durch „Translatly“ schon früh bei schwierigen Patientengesprächen dabei sind, lernen sie die Gesprächsführung mit dem Patienten kennen und eine professionelle Anamnese zu führen. Weiterhin erfahren sie über diesen Praxisbezug vieles, das aktuell nicht auf dem Lehrplan steht. „Und sie bekommen ihre gemeinnützige Arbeit bescheinigt, was oft ein wichtiger Baustein im eigenen Lebenslauf ist.“, ergänzt er. Die Studierenden sollen für ihren Einsatz zukünftig Karma-Punkte sammeln können, um diese dann später etwas gegen Bücher, Snacks und Kaffee im Studentencafé oder gegen Fortbildungsveranstaltungen eintauschen zu können.

    Schlussendlich profitieren von dieser so einfachen Idee alle Beteiligten: Patienten, Ärzte, Klinikpersonal und auch die Studierenden.

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