Das Studium der Hebammenkunde an der Hochschule Fulda
In acht Semestern können Studierende in Fulda ihren Bachelor of Science in der Hebammenkunde erlangen. „Wir sind aktuell eine von vier Hochschulen, die einen primärqualifizierenden Studiengang in diesem Fach anbieten“, erklärt Studiengangleiterin Prof. Dr. Beate Blättner. Denn bisher war Hebamme vor allem ein Ausbildungsberuf an spezialisierten Schulen. Damit steht Deutschland in der EU allerdings allein da, entsprechend schlecht stehen die Jobaussichten innerhalb des europäischen Binnenmarktes. Bis zum 18. Januar 2020 muss die Hebammenausbildung laut einer EU-Richtline daher an die Hochschulen überführt werden. Doch die internationale Chancengleichheit ist nicht der einzige Vorteil des neuen Systems: „Die Akademisierung erleichtert den Hebammen, sich mit Ärzten über Sachfragen zu verständigen. Sie verstehen deren Sprache besser“, erklärt Prof. Beate Blättner. „Aber vor allem haben sie die Chance, die Verantwortung, die sie tragen, auch tragen zu können.“ Bei jeder Geburt in Deutschland muss eine Hebamme dabei sein, ein Arzt nur dann, wenn die Geburt regelwidrig verläuft. „Um der hohen Verantwortung gerecht werden zu können, muss eine Hebamme in der Lage sein, den aktuellen Wissenstand selbst recherchieren und bewerten zu können, also evidenzbasiert zu arbeiten und zu argumentieren. Und das geht nur mit einer wissenschaftlichen Ausbildung“, so Blättner. So können die Hebammen Wissenschaft und ihre klinische Erfahrung optimal miteinander verbinden.
Gute Kommunikation ist wichtig
Ihre klinische Erfahrung sammeln die angehenden Hebammen bei Kooperationspartnern, die verteilt in Hessen liegen. 3.000 Stunden müssen sie während des Studiums ableisten, genauso viel wie in der klassischen Hebammenausbildung. „Da ist schon gutes Zeitmanagement nötig“, sagt Lydia Argast. „Manchmal sitzt einem noch die letzte Nachtschicht in den Gliedern, wenn man zur Hochschule fährt.“ Doch spätestens bei der Ausbildung im Skills Lab weicht die Müdigkeit dem Spaß. Immer wieder wechseln sich Fachsimpelei und Gelächter ab. Zum Beispiel als Lydia und Marlene Ferrandino ihrer Kommilitonin Maria Schneider die Weste mit den falschen Brüsten umschnallen. „Sitzt vielleicht etwas hoch, dein Busen“, sagt Marlene mit einem breiten Grinsen. Kurze Zeit später sind beide wieder ganz bei der Sache: Maria liegt mit einer Babypuppe im Bett, während Marlene ihr mit Hilfe einer künstlichen Brust erklärt, wie das Anlegen eines Säuglings am besten funktioniert. Kein Grinsen, kein Lachen mehr. Stattdessen redet sie behutsam und einfühlsam mit der ‚Patientin‘. Kommunikation ist die Basis unseres Berufs, entsprechend gibt es bei uns ein großes Modul dazu“, so Diplompädagogin und Hebamme Monika Gevers. Wie strukturiert man ein Gespräch, wie vermittelt man Inhalte empathisch und lösungsorientiert? Insbesondere wenn es um existenzielle Fragen des Lebens geht – schließlich spielt auch das Thema Tod bei Medizinern wie Hebammen eine Rolle.