Die B3 Biennale der Hochschule für Gestaltung in Offenbach
Heute muss Jonas Englert noch zum Festivalgelände “FOUR”. Er will sich zusammen mit Professor Bernd Kracke ansehen, wo seine Installation “Präludium” bei der Ausstellung zu sehen sein wird. 2015 wurde die Biennale Sonderschau zum Leitthema “Expanded Senses” im Museum Angewandte Kunst gezeigt. Es passt zu Englerts historisch-soziologisch inspirierten Schaffen, dass die diesjährige Leitausstellung in den Räumen der ehemaligen Deutschen Bank stattfindet. Noch weht kein künstlerischer Geist über die Etage. Es zieht auf den Fluren, abmontierte Feuermelder stapeln sich in einer Büroecke, in einem Raum stehen drei verwaiste Kaffeetassen, durch das graue Herbstwetter ist es auch drinnen grau und kalt. Professor Bernd Kracke rückt seinen dunklen Schal zurecht. “Hier findet als letzte kulturelle Veranstaltung vor dem Abriss der Häuser die Leitausstellung der B3 statt”, erläutert er, “aber ein weiteres Highlight des Festivals wird die Videoprojektion von Federico Solmi sein”. Der amerikanisch-italienische Künstler wird mit “The Great Farce” die komplette Fassade des Schauspiel Frankfurt bespielen, eine Arbeit, die nicht zu übersehen sein wird. “Solche medialen Fassaden beeinflussen die komplette urbane Situation und sind Bestandteil eines erweiterten Kulturbegriffs.
Der Einsatz von Medien im urbanen Raum stößt Wahrnehmungsprozesse an und schafft Ansatzpunkte für öffentliche Diskussionen.” Professor Bernd Kracke ist nicht nur der Präsident der Hochschule für Gestaltung, sondern auch der Initiator der B3 Biennale, die 2013 erstmalig veranstaltet wurde. Interdisziplinäres Arbeiten und Raum für Gedankenaustausch liegen ihm am Herzen. An der Hochschule, die in der Tradition des Bauhaus und der HfG Ulm einer wegweisenden künstlerisch-wissenschaftlichen Agenda folgt, können die Studierenden in zwei zehnsemestrigen Diplomstudiengängen Kunst (mit den Fachrichtungen Kunst und Bühnenbild, Medien und Kommunikationsdesign) und Design studieren. “Wir wollen, dass unsere Studierenden nicht in Meisterklassen sitzen, sondern interdisziplinär lernen und sich von der jeweilig anderen Disziplin inspirieren lassen”, erläutert Bernd Kracke. “Wir wollen individuelle Kompetenzen stärken und interessante Gestalter-Persönlichkeiten ausbilden, keine beschränkten Click-Worker”.
Auf der 2300 Quadratmeter großen Fläche ist Jonas Englerts Raum noch nicht ausgewiesen. Er ruft Max Apel an, der ihn vom Planungsbüro an die richtige Stelle navigiert. Die Wände müssen noch gestrichen werden und vielleicht können die Büroschränke noch raus, aber ansonsten ist der Künstler mit dem Raum zufrieden.