Mit Herz und Verstand − Veterinärmedizin studieren - 3

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    © Steffen Böttcher
    Justus-Liebig-Universität Gießen Mit Herz und Verstand − Veterinärmedizin studieren

    Sicherlich wurde das Bild des Veterinär-Mediziners in vielen Jahrzehnten geprägt von einschlägigen Fernsehserien, die ein sehr romantisches Bild dieses Berufes zeichnen. Der schottische Tierarzt, der mit seinem Oldtimer durch die wunderschöne nordenglische Landschaft fährt und neben dem Tierwohl auch noch Seelsorger ist. Ein Mann der Tat, der immer auch Zeit mitbringt, mit der älteren Witwe einen Plausch zu halten, und der sowohl dem überfütterten Schoßhündchen als auch der kalbenden Kuh zu helfen weiß. Diese romantische Vorstellung gehört mittlerweile der Vergangenheit an: „Heute sind Veterinärmediziner viel mehr spezialisiert“, weiß Prof. Dr. Carsten Staszyk. „Es gibt kaum noch Kolleginnen oder Kollegen, die mehrere Tierarten abdecken.“ Er selbst ist Fachtierarzt für Anatomie an der Justus-Liebig-Universität hier in Gießen und befasst sich speziell mit dem Gebiss und den Zahnstrukturen von Pferden. „Die Pferdezahnheilkunde ist noch ein recht junges Fachgebiet“, erzählt er. Weil Pferde aber aufgrund ihrer besonderen Verdauung auf ihr Gebiss angewiesen sind, ist die Zahnheilkunde ein großes Standbein in der Veterinärmedizin geworden: „Pferde könnten gar nicht überleben, wenn sie ihre Grasnahrung nicht ordentlich zerkauen.“

    Das Studium der Veterinärmedizin hier in Gießen ist aber alles andere als einseitig, wie Prof. Staszyk betont: „Wir lehren hier Anatomie, Histologie und Embryologie.“ Und das umfasst im Grunde das ganze Tier. Die Anatomie befasst sich mit den Muskeln, Sehnen, Knochen, also den sichtbaren Strukturen des Körpers. Histologie ist die Gewebelehre, erklärt der Mediziner weiter. „Dort schaut man dann per Mikroskop in die Strukturen, ins Gewebe hinein.“ Die Embryologie lehrt schließlich alles, was mit der Entstehung von Spermien und Eizellen zu tun hat, über die Befruchtung bis hin zum Werden des Lebens. Ein weites Feld also, das Platz für die unterschiedlichsten Interessen bietet und sich außerdem immer weiterentwickelt: „Die Möglichkeiten, in ein lebendes Tier hineinzuschauen, werden immer ausgefeilter“, ist der Tieranatom begeistert. Während man die Tiere früher noch aufschneiden musste, bieten immer kleinere Endoskope, Kameras an Schläuchen also, immer bessere Möglichkeiten, das Tier ohne große Eingriffe von innen zu betrachten. „Und auf einmal sieht man die Dinge aus ganz anderen Perspektiven!“ Der Tiermediziner hält kurz inne: „Wir beschreiben im Grunde die Anatomie neu“, sagt er nicht ohne Stolz.

    Das Studium der Veterinärmedizin an der Justus-Liebig-Universität ist ebenso vielfältig wie die Tierwelt selbst. Im Vorklinischen Studium werden Grundlagenfächer wie zum Beispiel Zoologie, Chemie oder Physik gelehrt, ehe man nach dem Physikum die tierärztliche Vorprüfung bestanden hat. Nach diesen vier Semestern folgen noch sechs Semester Hauptstudium, in denen sich die Studierenden dann auf Pathologie, Chirurgie, Innere Medizin, Milchkunde oder Lebensmittelkunde fokussieren können. Und obwohl es mehr Bewerber und Bewerberinnen als Studienplätze gibt, fehlen in der Berufswelt Tierärzte und Tierärztinnen. Denn so bunt die Tierwelt ist, so vielfältig ist auch das Veterinärwesen, weiß Prof. Staszyk: „Nach dem Abschluss kann man zum Beispiel eine Klinik eröffnen, man kann Spezialist für Augen oder Zähne werden, für Pferde oder für Hunde …“ Ebenso kann man an der Uni bleiben oder klassische Hausärztin für Kleintiere werden – die Möglichkeiten sind ebenso groß wie die Nachfrage hoch. Trotz aller Spezialisierung: Wer sich für alle Facetten des Lebens interessiert, wer wissen will, wie Körper funktionieren, wer ein ebenso breites wie auch tiefes Fachwissen in einem Metier erlangen will, das sich ständig weiterentwickelt und immer spannender wird, der ist hier in Gießen gut aufgehoben. Denn die Veterinärmedizin wird nie langweilig.

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