Sozialwesen an der Hochschule RheinMain
“Es ist erschreckend, wie festgesetzt Rollenstereotype schon bei Kindern im Grundschulalter sind. Reifenwechsel macht nur Papa, die Wäsche macht Mama”, erzählt Mariella Maß. Heute ist sie als Tutorin dabei, unterstützt und berät ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen. Sie hat als “MamMut” schon diverse Workshops in Schulen betreut und weiß, was die Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt und Gleichberechtigung in den Kindern bewegt. “Zum einen begreifen sie, dass man um ein Fahrrad zu flicken, kein Mann sein muss. Man braucht zwei Hände, Werkzeug und etwas Geschick. Das hat nichts mit dem Geschlecht zu tun.” Und sie verinnerlichen, dass alle Kinder, so unterschiedlich sie auch sein mögen, immer gleich viel wert sind. “Besonders wertvoll ist die letzte Station des Parcours, die Kinderdemo, für welche die Kinder ihre Gedanken und Gefühle auf Plakate malen und schreiben. Manche wiederholen, was sie im Laufe des Tages gehört haben. Andere finden aber ganz eigene und starke Worte für ihre Gefühle und Ängste”, berichtet Mariella Maß. Bevor die Studierenden in die Rollen von Kinder schlüpfen und den Lernparcours durchlaufen und üben, sprechen sie über verschiedenen Formen von Gewalt, und darüber, was Gewalt ist und wie sie entlarvt werden kann. Darum geht es im ersten Teil des Workshops. Auf Luftballons haben die Leiterinnen und der Leiter des Workshops, Timm Kroeger (GIZ Ecuador), Prof. Dr. Heidrun Schulze (Hochschule RheinMain) und die Tutorin des Projekts Mariella Maß verschiedene Mythen zum Thema Gewalt aufgeschrieben. “Ich schlage nur, wenn ich nervös bin” steht da beispielsweise, “Gewalt erlebt man nur auf der Straße” oder “Gewalt gegen Frauen betrifft nur bestimmte soziale Schichten”. Aber das sind alles Märchen. “Gewalt gegen Frauen und Kinder zieht sich durch alle sozialen Schichten und Altersgruppen”, erklärt die Studentin Alissa Hoffmann und bringt mit einem lauten Knall den Luftballon zum Platzen. Leider lösen sich die Mythen nicht so schnell auf. Dafür braucht es Geduld und auch Hartnäckigkeit. “Wir müssen unsere Kinder fit und stark machen und ihnen vermitteln, dass sie immer über Gewalt sprechen können und sollen. Das ist nicht einfach, denn das Thema Gewalt in der Familie ist schambesetzt”. Um das den Kindern sensibel zu vermitteln, müssen die Studierenden erst einmal mit ihren eigenen geschlechtsspezifischen Stereotypen aufräumen.