Wir stehen gemeinsam mit Dr. Matthias Schmitt im Wein- und Sektkeller des Instituts für Oenologie an der Hochschule Geisenheim. Unzählige dunkle Flaschen umgeben uns, eine älter als die andere. „Der älteste Wein hier unten ist von 1890“, erklärt uns der Schaumweinspezialist. „Der Weinkeller ist die flüssige Bibliothek unserer Hochschule. Wir testen hier zum Beispiel, wie Weine nach zehn Jahren gealtert sind, die wir technisch entalkoholisiert haben. Die regionalen Weine sind international bekannt für ihr besonderes Lagerpotenzial und wir wollen nachvollziehen, was über so eine Zeit mit ihnen passiert.“ Dr. Matthias Schmitt beschäftigt sich schon seit Jahren mit alkoholfreien und alkoholreduzierten Weinen. Alkoholfreie Produkte haben zwar gerade Konjunktur, doch hier in Geisenheim ist das Thema schon seit vielen Jahren fester Bestandteil von Forschung und Lehre. Bereits in den 1970er Jahren stand das Thema hier an der Hochschule in Geisenheim im Fokus. Seitdem ist viel Zeit vergangen und möglicherweise war die Zeit damals noch nicht reif dafür. Doch scheinen der gesellschaftliche Wandel und die damit verbundenen Themen rund um nachhaltige und bewusstere Ernährung ein neues und besseres Fundament für die Entwicklung alkoholfreier Weine zu bieten.
Der Marktanteil der alkoholfreien und alkoholreduzierten Weinalternativen bewegt sich momentan zwar noch in einem einstelligen Prozentbereich, doch sollte sich die Nachfrage ähnlich entwickeln, wie beim alkoholfreien Bier, sehen die Winzer einen neuen Markt mit viel Potential. In den letzten Jahren haben sich die alkoholfreien Weine durch neue Herstellungsprozesse geschmacklich deutlich weiterentwickelt und werden das mit Sicherheit auch in den nächsten Jahren weiter tun. Hier in Geisenheim ist man auf dieses Thema bestens vorbereitet.