Alkoholfreier Wein ist in Geisenheim aber nicht nur ein Thema der Hochschule. Das Institut ist bestens vernetzt mit regionalen Winzern, mit denen es in einigen Projekten eng zusammenarbeitet. „Mit unserer regionalen Kooperation wollen wir erreichen, dass alkoholfreie Produkte endlich regionale Herkunftsbestimmung auf dem Etikett führen dürfen“, betont Dr. Matthias Schmitt. Bislang ist das gesetzlich noch untersagt. „Damit könnten die Hersteller den Kunden eine gewisse Wertigkeit vermitteln und natürlich auch einen anderen Preis durchsetzen.“ Außerdem ist das Institut für Oenologie gut mit der Industrie verzahnt. Und gerade beim Thema Alkoholfreiheit sind nicht nur die großen Firmen interessiert, sondern vor allem viele kleinere, enthusiastische Start-ups: „Vor halbem Jahr kam sogar eine Anfrage aus dem Silicon Valley“, erzählt uns Dr. Schmitt nicht ohne Stolz. „Ein Gründer hatte sich mit alkoholfreien Produkten für den US-Markt auseinandergesetzt. Wir haben zusammengefunden und ich durfte ihn beraten. Vor drei Wochen ist dieses Produkt dann erstmals in der New York Times erschienen!“ Für die Weinbranche ist eine solche Erfolgskurve innerhalb von so kurzer Zeit schon sehr beachtlich, denkt man als Winzer doch eher in Dekaden, als in Jahren.
Der Fortschritt macht also auch vor einem so traditionsreichen Handwerk wie der Weinbereitung nicht Halt. „Noch vor ein paar Jahren sorgte das Thema "alkoholfreier Wein" im Hörsaal für Empörung.“ lacht Dr. Mattias Schmitt. „Man warf uns eine "Zerstückelung des Weines" vor. Heute sprechen uns die Studierenden gezielt an und fragen konkret nach diesem Thema.“ Und wahrscheinlich wird alkoholfreier Wein in ein paar Jahren breitflächig ebenso selbstverständlich akzeptiert sein, wie alkoholfreies Bier. Hier an der Hochschule in Geisenheim ist man dafür bestens vorbereitet.