Industrie 4.0: Die Revolution am Horizont der Wirtschaft - 1

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    © Steffen Böttcher
    Technische Hochschule Mittelhessen Industrie 4.0: Die Revolution am Horizont der Wirtschaft

    Wir wollen heute einen Blick in die Zukunft der Industrie werfen und besuchen die Technische Hochschule Mittelhessen. Prof. Christian Überall hat hier am Standort Gießen eine Professur für das Fachgebiet Industrie 4.0 inne und ist zudem Leiter der Smart Factory Mittelhessen.

    Wie würde er die Industrie 4.0 beschreiben? „Um das zu erklären, sollte man zunächst einen Blick auf die drei industriellen Revolutionsstufen werfen, die der vierten vorangegangen sind“, erklärt uns der Wissenschaftler. „Begonnen hat seinerzeit alles mit der Dampfkraft, die vielfach die schwere körperliche Arbeit in den Produktionsbetrieben ersetzen konnte. Die 2. industrielle Revolution wurde mit der Einführung der Elektrizität vollzogen und führte schließlich durch die Automatisierung in die 3. Revolution. Die vierte technische Revolution - also Industrie 4.0 - bezeichnet nun die intelligente Vernetzung von Maschinen und Abläufen in der Industrie mithilfe von Informations- und Kommunikationstechnologie. Das schafft in der Produktion größtmögliche Flexibilität, Kundenfreundlichkeit und transparente Kommunikation. Der Kunde ist bereits in die Planung eines Produkts einbezogen, und auch die Maschinen können ideal ausgelastet werden. Eine aus intelligenten Modulen bestehende Produktionsstraße lässt sich schnell und flexibel umbauen, was wiederum deutlich die Wirtschaftlichkeit verbessert, da auch kleinere Stückzahlen ohne großen finanziellen Mehraufwand produziert werden können. Die smarte Vernetzung aller beteiligten Geräte und Maschinen sorgt auch für eine reibungslose Logistik, und die zentrale Datenanalyse über den gesamten Prozess hinweg zeigt auf, wo noch Möglichkeiten sind, den Ablauf perfekt zu optimieren. Und schlussendlich ist ein solches verschlanktes Verfahren auch ressourcenschonend – ein unschlagbares Argument für eine nachhaltige Zukunft!

    Den industriellen vorher/nachher Effekt dieser 4. Revolution erklärt uns Prof. Christian Überall anhand eines Beispiels aus dem Alltag: „Wenn meine fünfjährige Tochter bei den Großeltern ist, kann sie gar nicht mehr verstehen, warum Oma und Opa die Sendungen immer nur dann und in der zeitlichen Reihenfolge anschauen, wie sie vom Fernsehender ausgespielt werden. Für sie scheint das sogar relativ unlogisch und es macht aus ihrer Perspektive mehr Sinn, die Lieblingssendung dann zu schauen, wenn sie gerade Lust und Zeit darauf hat.“ Überträgt man diese Logik in einen industriellen Produktionsprozess, wird schnell klar, worum es bei Industrie 4.0 geht.

    Unsere Wirtschaft steht vor gewaltigen internationalen Herausforderungen. Gerade der Mittelstand mit seiner hohen Flexibilität kann aber hier ein regelrechter Motor für Industrie 4.0-Anwendungen sein. Denn die Produktivität ist in vielen produzierenden Unternehmen oft bereits ausgereizt und lässt sich eigentlich nur noch durch die intelligente Vernetzung der einzelnen Maschinen und Abläufe steigern. „Das ist nötig, damit wir in Deutschland weltweit mithalten und trotzdem das Lohnniveau halten können“, erklärt Prof. Christian Überall. Vom alltäglichen praktischen Nutzen der Industrie 4.0 ganz zu schweigen: „In einer digitalen Fabrik laufen alle Informationen zentral und transparent zusammen“, gibt er sich begeistert. Welche Aktivitäten werden ausgeführt, wie sind die Prozessdaten und nicht zuletzt: Wo gibt es einen Ausfall? „Ich bin in Echtzeit reaktionsfähig und kann sofort eingreifen, wenn etwas stehenbleibt!“ Das vereinfacht die Arbeit an einer Produktionsstrecke um ein Vielfaches.

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