Was hier wie trockene Theorie klingt, ist in Wirklichkeit lebendige Arbeit: „Für mich fängt Singen eigentlich erst an, wenn man eine Szene oder eine imaginäre Welt auf der Bühne hat, in die man sich reinbegibt“, sagt Alina. Und genau darauf bereitet sie die HfMDK vor. Denn mit Singen allein ist es nicht getan, will man auf der Opernbühne bestehen. „Das verlangt auf jeden Fall ein hohes Maß an Multitasking: Konzentration auf den eigenen Körper, auf den Dirigenten oder die Dirigentin, auf das Orchester, auf die Mitspielenden und eben auch auf die Emotionen, die man vermitteln will.“ Dabei muss man immer alles geben, was sich aber lohnt: „Ich begebe mich in eine Welt, da kann ich sehr frei sein.“ Und wie weit kann Alina zwischen sich und ihrer Rolle unterscheiden? „Ich trenne da schon. Ich mag das szenische Spiel und das Verkörpern von unterschiedlichen Rollen. Aber das ist auch meist keine völlig andere Person als ich, denn die Emotion muss ja von irgendwoher kommen.“ Das Publikum merkt es schließlich, ob man eine Rolle nur spielt, oder ob man mit ihr eins wird.
Ein schweres Stück Arbeit also, bei dem aber die HfMDK sehr hilft, wie Alina findet: „Dieses breite und gute Angebot schätze ich sehr an unserer Hochschule. Für mich ist das hier ein sehr gutes Niveau!“ Doch nicht nur an der Hochschule lässt sich einiges lernen: „Live-Konzerte helfen sehr, um zu erleben, wie andere Sängerinnen ihre Rollen und die Musik gestalten. Wie sie ihre Persönlichkeit mit der Rolle zusammenbringen. Dafür ist zum Beispiel die Frankfurter Oper toll, die haben ein tolles Ensemble!“ Im Lockdown musste das Live-Erlebnis halt Online-Inszenierungen aus Aix-en-Provence oder anderen internationalen Opernhäusern weichen. Aber grundsätzlich ist das ein Rat, den Alina allen Neueinsteigerinnen mit auf den Weg geben will: „Seid neugierig und offen! Das ist das Tolle an unserer Hochschule: Wir haben nicht nur Musik und Gesang, wir haben auch Schauspiel, Regie und Tanz, und es ist total schön, mit anderen ins Gespräch zu kommen, die andere Kunstformen machen. Da habe ich total viel mitnehmen können!“
Und ihrem Schlusswort können wir uns voll und ganz anschließen: „Nicht nur in der eigenen Bubble verschwinden, sondern die Fühler in andere Bereiche ausstrecken und auch außerhalb der Hochschule die Stadt zu erkunden, das ist total wichtig für die eigene Persönlichkeit.“ Frankfurt und die HfMDK – hier beginnt die Zukunft der Oper!