Ein Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern arbeitet hier daran, große Datenmengen in molekularer bakterieller DNA abzuspeichern. „Das Szenario des ‚Digital Dark Age‘ – also des Verlustes jeglicher digitalen Informationen – sollte unbedingt verhindert werden“, erklärt uns der Sprecher des MOSLA Projektes, Prof. Dr. habil. Dominik Heider. Das Projekt war für ihn ein Glücksfall und ist gleichzeitig zu seiner Herzensangelegenheit geworden, denn sein Interesse an diesem Thema war schon zuvor sehr groß. Bereits für seine eigene Promotion forschte er daran, die DNA mit einer Art Wasserzeichen zu versehen, um ihre Herkunft beispielsweise bei gentechnisch veränderten Organismen genau ermitteln zu können. Als einer von sieben Principal Investigators leitet er beim MOSLA Projekt den Fachbereich Mathematik und Informatik und arbeitet hierbei unter anderem an der Möglichkeit, das vorhandene DNA-Alphabet zu erweitern. „Bevor wir mit dem Projekt richtig loslegen konnten, mussten wir allerdings erst einmal geeignete Biologen, Chemiker und Informatiker finden. Und dieser Markt ist momentan leergefegt. Umso glücklicher bin ich, daß wir in so kurzer Zeit so kluge Köpfe für das Projekt begeistern und nach Marburg holen konnten“, erzählt er nicht ohne Stolz.
Einer dieser klugen Köpfe ist Tolganay Kabdullayeva aus Kasachstan, die hier beim MOSLA Projekt promoviert. Ihre Aufgabe ist es, synthetische DNA herzustellen, sie in Bakterien zu übertragen und ihre Auswirkungen auf diese zu untersuchen: „Beim aktuellen Stand unserer Forschung dauert der gesamte Prozess des Schreibens von Daten in eine bakterielle DNA noch einige Wochen und es gibt dabei eine ganze Reihe von Fehlerquellen, die die Stabilität unserer bakteriellen DNA beeinflussen können. Wir sind also noch weit davon entfernt, einen Schreib-/Leseprozess in einem Zeitfenster erreichen zu können, wie wir ihn von normalen Festplatten her kennen.“
Trotzdem ist sie sehr zuversichtlich: „Wenn wir uns ansehen, welche Datenmengen wir vor 30 Jahren auf einer 5-Zoll-Daten-Diskette untergebracht haben, und dann die rasante Entwicklung auf diesem Gebiet betrachten, scheint unser Vorhaben nicht unmöglich.“