Felsbildarchiv - Die früheste Form visueller Kommunikation - 2

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    © Steffen Böttcher
    Goethe-Universität Frankfurt Felsbildarchiv - Die früheste Form visueller Kommunikation

    Als Dr. Richard Kuba vor 15 Jahren ans Frobenius-Institut nach Frankfurt kam, entdeckte er diese fantastische Sammlung neu. Seither sind er und sein Team dabei, diese ethnologischen Kunstschätze zu katalogisieren und zu digitalisieren, um sie der ganzen Welt und auch ihren ursprünglichen Communitys zugänglich zu machen.

    Warum war gerade Deutschland für Matilde so interessant? Sie erzählt uns, dass sie in Chile bereits auf eine deutsche Schule gegangen ist und früh mit Ethnologie in Berührung kam. Eine Fachrichtung, die sie schnell faszinierte. Allerdings ist das Fach in ihrer Heimat immer noch viel mit der archäologischen Perspektive und Arbeit verbunden. Da sie mit ihren Eltern bereits auch im Ausland gelebt hatte, war der Schritt nach Europa nicht groß. „Ich habe mich umgesehen, welche Universität die größte ethnologische Bibliothek hat“, lacht sie. Und so landete sie in Frankfurt am Frobenius-Institut. „Und dann habe ich von dieser Sammlung erfahren und wusste: Hier gibt es noch viel mehr zu entdecken!“

    Statt trockenen Lehrveranstaltungen darf Matilde hier faszinierende Tagebücher von Forschern durcharbeiten, liest ihre Geschichten und Beobachtungen. Sie durchkämmt Korrespondenzen von Forschern, verschlagwortet und wertet aus. “Das ist so unglaublich faszinierend und spannend…” erzählt sie stolz. ”Während ihrer Expeditionen haben die Forscher damals sogenannte teilnehmende Beobachtungen betrieben: Sie haben teilweise mit ethnischen Gruppen zusammen gelebt und ihre Erfahrungen und Beobachtungen akribisch in Feldtagebüchern festgehalten. Und nun sitze ich hier vor all diesen Aufzeichnungen und entdecke so viele wunderbare Geschichten.” Unzählige Tagebücher zahlreicher Forscher wurden hier am Frobenius-Institut bereits digitalisiert und sind teilweise sogar für jeden Interessierten online einsehbar. Einmal angefangen, wird man immer tiefer in diese zeitgeschichtlichen Entdeckungen hineingezogen. Man liest über bereits ausgestorbene, ethnische Minderheiten und entdeckt handschriftliche Notizen der Forscher zu deren Beobachtungen. Hier im Archiv finden sich Fotografien, Audio-Aufzeichnungen, Skizzen, Zeichnungen und vieles mehr. Selbst für Nicht-Ethnologen eine faszinierende Reise in die Vergangenheit und eine andere Welt. Immer wieder stoßen Dr. Kuba und sein Team auf Hinweise zu ganzen Kisten voller Tagebücher und gesammelter Exponate, die dann akribisch untersucht und ausgewertet werden. „Wir sind sozusagen der Staubsauger des Fachs“, lacht Dr. Kuba und Matilde fügt hinzu: „Ich finde es super spannend, wie viel man dabei nicht nur über sein eigenes Fach, sondern vor allem über uns als Menschen lernt. Ich bin wirklich glücklich, dass diese Aufgabe hier ein Teil meines Studiums ist!“ Denn der kritische Blick auf den eigenen Bauchnabel ist ein wichtiger Teil des Selbstverständnisses der Ethnologie: das Fremde zu betrachten, um das Eigene besser zu verstehen und auch hinterfragen zu können.

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