Das Clinical Skills Lab (PETS) im Fachbereich Tiermedizin der Justus Liebig-Universität Gießen (JLU)
Konzentriert lauscht Julia Schlosser den Herzgeräuschen von Hund ‚Goldie‘. Immer wieder geht ihr Blick überprüfend zum Sekundenzeiger auf ihrer Uhr. Doch nicht nur auf die Häufigkeit des Herzschlags kommt es an, auch die Intensität, der Rhythmus und abnorme Herzgeräusche können Hinweise auf gesundheitliche Probleme geben.
Goldie wird den Behandlungstisch jedoch nicht verlassen. Er besteht nur aus Stoff und einem kleinen Simulator, über den Tutorin Franziska Meckel verschiedene Abhörbefunde anwählt und sie im Anschluss mit den Studierenden diskutiert. Der Stoffhund ist Teil des Clinical Skills Lab PETS im Fachbereich Tiermedizin.* PETS steht für Practical Experience of Technical Skills – und genau das ist das Ziel: „Wir wollen die Studierenden möglichst früh an die notwendigen praktischen Arbeiten heranführen“, erklärt Tierärztin Alexandra Schmitt, die das PETS zusammen mit Kollegin Dr. Birte Pfeiffer-Morhenn leitet. Vor der Eröffnung des Clinical Skills Labs im Sommersemester 2016 bestanden die ersten Semester vor allem aus Grundlagen in den Naturwissenschaften – und damit sehr viel Theorie. Mit dem neuen Konzept will man die Motivation der Studierenden trotz des immensen Arbeitspensums bis zum Physikum nach dem vierten Semester aufrechterhalten.
Mehr Routine, weniger Stress
Die Idee stammt aus der Humanmedizin. Hier sind simulationsgestützte Trainings bereits seit vielen Jahren üblich. Von den fünf deutschen Hochschulen, in denen man Veterinärmedizin studieren kann, haben inzwischen vier ein Clinical Skills Lab. Entscheidend für den Lernerfolg ist auch das spezielle Lehrkonzept im PETS: Ein erfahrener studentischer Tutor begleitet die Kleingruppen von je vier Kommilitonen und leitet sie an den einzelnen Stationen an. Dabei bleibt genug Zeit und Raum, die Fertigkeiten im individuellen Lerntempo und – fast – beliebig oft zu wiederholen. „Wir haben nachgewiesen, dass die Studierenden durch das Training im Skills Lab eine erhöhte Selbstsicherheit hinsichtlich der erlernten Fähigkeiten erlangen“, erklärt Alexandra Schmitt. Dadurch fühlen sie sich später bei ihren ersten Kontakten mit lebenden Patienten deutlich besser vorbereitet – und das reduziert natürlich den Stress für Tiere und künftige Veterinärmediziner gleichermaßen. Doch nicht nur über viele Wiederholungen soll sich das Wissen einprägen – zur Lernkontrolle haben die Verantwortlichen ein spezielles Skills-Lab-Quiz entwickelt.
* Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01PL17035 gefördert.