Architektur an der Universität Kassel
„Gesundes Essen muss ja nicht scheiße schmecken“, sagt Annemarie Kroworsch und grinst. „Genau so war es bei unserem Projekt: Wir wollen zeigen, dass erneuerbare Energien nicht nur gut sind, sondern auch optisch ansprechend sein können.“ Dies überschneidet sich auch mit dem Forschungsinteresse von Timo Carl vom Fachgebiet Experimentelles Entwerfen und Konstruieren sowie Markus Schein, dem Leiter der Studienwerkstatt für Digitale Entwurfs- und Fertigungsmethoden/3D-Technik, welche das Projekt zusammen mit Frank Stepper betreut haben. Unterstützt wurde das Team dabei von drei Tutoren aus den Bereichen Umweltwissenschaften und Informatik.
Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Auf einer kleinen Wiese neben der Cafeteria der denkmalgeschützten, in Sichtbeton ausgeführten Kasseler Kunsthochschule steht das „Solar Spline“ – eine leichte, verspielte und filigrane Konstruktion, die im Raum zu schweben scheint, gleichzeitig aber mit ultraleichten Solarzellen bestückt ist und so Energie erzeugen kann. Dass das funktioniert, beweisen kleine Ventilatoren, die von der Anlage angetrieben werden. „Wenn wir alle unsere Platten mit Solarzellen ausgestattet hätten, würden wir im Monat rund 20 Kilowattstunden produzieren“, erläutert Markus Schein. Zum Vergleich: Mit einer kWh könnte man eine Stunde lang staubsaugen oder hätte 90 Stunden Licht für eine Energiesparlampe. Dabei war das Projekt Teil der „Lehre für eine Nachhaltige Universität“, mit dem die Hochschule die Studierenden aktiv am internen Umweltschutz beteiligen und für nachhaltiges Handeln sensibilisieren möchte.
Unendlichkeitssymbol mit Blick zum Himmel
Doch das Solar Spline kann noch mehr: Die Konstruktion spielt durch die Reflektionen gekonnt mit dem Licht, reagiert aber auch gleichzeitig direkt auf Umwelt und Wetter und folgt zur optimalen Energiegewinnung der Sonne im Tagesverlauf. Entsprechend ist die gesamte Form des Werks gestaltet, sie spiegelt die Bahn wieder, auf der die Sonne am Standort läuft und erinnert an das Symbol für Unendlichkeit. Bei Regen gehen die Paneele automatisch in die Nullposition, so dass der Blick auf den Himmel frei wird und so mehr Licht durch die Struktur dringen kann.