Rund 250 000 Bände umfasst die Judaica-Sammlung der Universitätsbibliothek der Dr. Kerstin von der Krone in Frankfurt am Main. Damit zählt sie zur größten Sammlung dieser Art in Deutschland und zu einer der bedeutendsten weltweit. Sie entstand im 19. Jahrhundert und basiert auf Schenkungen und Spenden der Frankfurter Jüdinnen und Juden an die ehemalige Stadtbibliothek, aus der die Universitätsbibliothek hervorging. Die historische Sammlung umfasst wertvolle Handschriften, seltene Jiddische Drucke, jüdische Zeitschriften und die Literatur der Wissenschaft des Judentums. „Das sind eine unschätzbaren Ressourcen!“, schwärmt Dr. Kerstin von der Krone. In Frankfurt werden bis heute die wichtigsten Veröffentlichungen zu jüdischer Geschichte und Kultur sowie zu Israel gesammelt. „Wir haben einen nationalen Sammlungsauftrag und betreuen heuten den Fachinformationsdienst Jüdische Studien“, erklärt Dr. von der Krone diesen gewaltigen Umfang – für die Wissenschaft ungemein wichtig.
„Der Zugang zu historischen Zeitungen und Zeitschriften, einer sehr wichtigen Quelle für die neuzeitliche Forschung, ist von jeher eine Herausforderung“, betont Dr. von der Krone. Und hier steht die Wissenschaft oft vor einem ganz praktischen Problem: „Weil Zeitschriften früher als nicht wertvoll galten, sind sie oft in sehr schlechtem Zustand. Sie wurden auf billigem Papier gedruckt und häufig nicht sorgsam aufbewahrt.“ Manche Exemplare lassen sich nicht einmal mehr berühren, ohne Schaden zu nehmen. Dabei sind gerade diese Zeitschriften nicht nur für die Forschung interessant. Viele Menschen suchen und finden darin Spuren ihrer Familiengeschichte: Anzeigen des Geschäfts ihres Urgroßvaters, Berichte über den Onkel in der Lokalpolitik – das Interesse ist riesig!
Deshalb werden solche Sammlungen auch digitalisiert: zum Erhalt der Originale, aber auch, um einen weltweiten barrierefreien Zugang zu vollständigen Sammlungen zu ermöglichen. Die Lehramtsstudierende Sonay Aydogdu arbeitet als studentische Hilfskraft in der Frankfurter Judaica-Sammlung und erklärt: „Häufig ist eine Zeitschrift in keiner Bibliothek vollständig zu finden. Wir versuchen, die Printvorlage 1:1 zu rekonstruieren, damit Menschen aus aller Welt auf diese historischen Quellen Zugriff haben.“ Wochenzeitungen, so ergänzt Dr. von der Krone, wurden oft nicht gebunden. Deshalb gehen einzelne Ausgaben schnell verloren. Die digitale Sammlung Compact Memory führt die Bestände verschiedener Bibliotheken digital zusammen. „Und der Mehrwert dieser verfügbaren Zeitschriften ist weltweit sehr groß“, weiß Leo Ries, Masterstudent der Soziologie und wie Aydogdu studentischer Hilfkraft in der Judaica-Sammlung. Das hat die Universitätsbibliothek der Goethe-Universität schon früh erkannt: Bereits seit den späten 1990er-Jahren wird hier an der Digitalisierung solcher Bestände gearbeitet. Damit kommt die Universität einer wichtigen Aufgabe nach: das digitale Bewahren der Vergangenheit für die Zukunft!