Die AG Schistosomen an der Justus-Liebig-Universität in Gießen
Dr. Simone Häberlein hat bereits im Studium die Begeisterung für die fiesen Würmer gepackt. Für ihre Diplomarbeit führte sie sogar Selbstversuche mit (unschädlich gemachten) Zerkarien durch. „Ich habe meine Hand ins Wasser gelegt und die Zeit gestoppt, die sie für das Eindringen benötigen“, sagt sie und grinst. Ihre Motivation: „Meine wissenschaftliche Neugier. Mechanismen zu erkennen und zu entschlüsseln, finde ich hochspannend.“ Seit zwei Jahren ist sie nun wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe Schistosomen in Gießen. Als sich die Option bot, musste sie nicht lange überlegen: „Schistosomen sind meine Lieblingsparasiten“, erklärt sie. „Die haben es einfach drauf, das Immunsystem ihres Wirts zu manipulieren und ihn möglichst lange am Leben zu erhalten.“ Zudem sei es natürlich ein großes Ziel, an Grundlagen für die Entwicklung neuer Medikamente mitarbeiten zu können. Doch das dauert: „Unser Ziel ist es, in den nächsten Jahren neue Zielstrukturen für die Wirkstoffentwicklung zu finden.“
Auf der Jagd nach neuen Wirkstoffen gegen Schistosomen und andere fiese Egel
Aktuell konzentriert sich Simone Häberlein auch auf einen Verwandten der Schistosomen, den Leberegel – ebenfalls ein Objekt der DRUID-Forschung. „Letztlich hoffen wir, mit unseren Ansätzen mehrere Parasitenarten töten zu können.“ Der Leberegel Fasciola hepatica befällt vor allem Rinder und Schafe und richtet damit Milliardenschäden in der Nahrungsmittelindustrie an. Zudem zählt er zu den Zoonose-Erregern, also Parasiten, die vom Tier auf den Menschen übergehen können und umgekehrt. Entsprechend groß ist das Interesse, zumal auch in Europa bereits Fälle beim Menschen bekannt sind. Gemeinsam mit der AG Schlitzer der Universität Marburg testet sie verschiedene Substanzen an den Würmern, um beispielsweise das Paarungsverhalten und die Eierproduktion der Schistosomen sowie die Beweglichkeit von Schistosomen und Fasciola einzuschränken. Auch ein bereits bekanntes Krebsmedikament kommt hierbei zum Einsatz: ‚Drug Repurposing’ nennt sich dieser Ansatz, ein wirkungsvolles Arzneimittel für andere Erkrankungen auszuprobieren – sofern ähnliche Anknüpfungspunkte vorliegen. „Daneben versuche ich, bestimmte Stressgene zu identifizieren“, sagt sie mit einem Blick durchs Mikroskop. „So könnte man Ansatzpunkte für neue Zielstrukturen finden“. Oder wie es ihr Kollegen Hicham Houhou ausdrückt: „Letztlich wollen wir den Egel killen.“ Um so vielen Menschen zu helfen.