Vertretungsprofessorin Dr. Burcu Ünal und Prof. Dr. Ulrike Stadtmüller repräsentieren perfekt die vielfältigen Aspekte, Herausforderungen und Möglichkeiten, die ihr Gebiet so attraktiv machen: die Umwelttechnik, ein Fach an der Schnittstelle zwischen Technik und Umwelt, zwischen Forschung und Praxis, zwischen der Gegenwart und der Zukunft unseres Planeten. Frau Dr. Ünal hat einen weiten Weg hinter sich, wörtlich wie sprichwörtlich. Von Haus aus Mikrobiologin, legte sie ihren Bachelor und Master in der Türkei ab, um ihren PhD dann in den USA zu erlangen. Schon früh war sie fasziniert von Mikroorganismen: „Sie leben einfach überall, von den Tiefen der Meere bis hoch oben in den Wolken!“ Ihre Augen leuchten: „Das ist eine riesige Blackbox, denn es gibt über eine Billion verschiedener Arten.“ Und diese winzigen Lebewesen sind ungemein wichtig: „Unsere Ökosysteme werden angetrieben durch ihre Multifunktionalität“, schwärmt die Biologin, die durch diese Faszination bei der Umweltmikrobiologie gelandet ist. Während ihres PhDs wurde sie förmlich von unterseeischen Mikroorganismen an Unterwasserschloten gepackt: „Sie leben da ohne Sauerstoff in dieser sehr dunklen Umgebung, in der ein sehr hoher Druck herrscht“, erzählt sie fasziniert. „Und trotz dieser Bedingungen gelingt es ihnen, sich die Strukturen dort unten zunutze zu machen.“ Das ist nicht nur ungemein faszinierend, sondern auch zukunftsträchtig: Denn was diese Winzlinge dort unten machen, könnte eine Grundlage für weitere erneuerbare Energien sein!
Um ihrer Leidenschaft besser nachkommen zu können, ist Dr. Ünal schließlich hier in Rüsselsheim im Labor für Ökotoxikologie gelandet. „Mich interessieren die Mikroorganismen, die in der Abwasserbehandlung gefunden werden“, erklärt sie. „Und es gibt nicht viele Forschungslabore, die sich so auf Ökotoxikologie spezialisiert haben wie hier.“ Denn hier kann sie ihren Hintergrund als Mikrobiologin mit der Ökotoxikologie verbinden – ein Arbeitsfeld, das immer mehr im Kommen ist. Und das sieht auch ihre Kollegin Prof. Dr. Ulrike Stadtmüller so: „Das Thema Ökotoxikologie ist global zukunftsrelevant!“ Das führt dazu, dass die Industrie sich förmlich um die Absolventinnen und Absolventen aus Rüsselsheim reißt. Und wer nicht in die Industrie will, kann hier weiterforschen, wie auch Prof. Dr. Ulrike Stadtmüller. Die Prodekanin des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften hat schon früh ihre Begeisterung für die Wissenschaft entwickelt. Als Kind wurde sie oft von einem Freund mit ans Max-Planck-Institut genommen. „Ich dachte damals schon: Ok, ich will Wissenschaftlerin werden!“ Ihr Traum ist in Erfüllung gegangen, und das unter den denkbar besten Umständen: „Diese Schnittstelle zwischen Biologie und Ingenieurwissenschaften ist ein unglaublich spannendes Feld“, schwärmt sie. „Man kann hier kolossal viel bewegen.“
Was ihr aber am meisten am Herzen liegt, sind die Studierenden: „Es ist mir ungemein wichtig, die jungen Menschen für dieses Thema zu begeistern!“ Denn dieses Thema, die Umwelttechnik und die Ökotoxikologie, sind wirklich zukunftsrelevant, helfen sie doch dabei, unseren Planeten zu retten und das Leben hier lebenswert zu erhalten. Dr. Ünals Vision: „Wir Mikrobiologen müssen sichtbarer werden und mit unserem Wissen die Menschen und die Politik erreichen, damit wir unsere wunderschöne Umwelt erhalten!“ Damit das möglich wird, braucht es noch viel mehr Absolventen und Absolventinnen in Ökotoxikologie!