Gerade ist auf dem Campus ein neues, mehrstöckiges Gebäude mit modernen Prüfanlagen fertig gestellt worden. Die Forschung scheint im Bauwesen nicht stillzustehen. Woran liegt das? „Die Nachfrage nach neuen, ökologischen Konzepten im Baubereich wird hier immer größer.“ erklärt Manuel Koob, „Außerdem werden immer neue Baumaterialien und Zusatzstoffe entwickelt - Carbonbeton, Stahlfaserbeton, ultrahochfester Beton - da wird im Materialwesen sehr viel geforscht.“ Ziel dabei ist, Baumaterial einzusparen und dabei gleichzeitig die Materialeigenschaften zu verbessern. Weniger Beton bei besseren statischen Eigenschaften führt zu größerem Raumnutzen - ein Traum für Architekten.
„An den statischen Regeln lässt sich natürlich nicht mehr viel ändern…“, weiß Manuel Koob: „Die Bemessungsverfahren werden jedoch immer weiterentwickelt. Und wenn wir einen Bauteilversuch mit einer neuen Konstruktionsart haben, können wir dadurch auch die Statik optimieren.“ Die Technische Hochschule Mittelhessen reagierte auf die gestiegene Nachfrage und den Andrang im Bauingenieurwesen: „Wir gründen hier gerade ein Material- und Bauteilforschungszentrum“, erklärt der Ingenieur und nimmt uns mit in eine gerade fertig gebaute, lichtdurchflutete, große Halle. „Hier können wir die Studierenden noch besser anbinden. Die Möglichkeiten die hier geschaffen werden sind fantastisch. Die Studierenden können hier ihre Bauteile selbst herstellen und betonieren. Außerdem haben wir hier verschiedene Möglichkeiten die Materialien später zu analysieren. Die Studierenden können hier also selbst prüfen und sehen: Wann und wie versagt ein Betonbauteil.“
Dieser Praxisbezug ist eines der herausragenden Merkmale am Institut für Konstruktion und Tragwerk. Das weiß auch Moritz Muskau zu schätzen. Der Student im 4. Semester freut sich nach rund eineinhalb Jahren Pandemie wieder vor Ort an der Hochschule zu sein. „Ich fühle mich echt wohl hier.“, lacht er. Denn neben seinem theoretischen Interesse am Bereich Massivbau ist es eben die Praxis, die ihn an die THM Gießen geführt hat: „Das war einer der wesentlichen Gründe, warum ich an die THM in Gießen gekommen bin - weil die Praxis hier im Vordergrund steht und man das Gelernte immer an praktischen Beispielen prüfen kann.“ Auch Lucas Koch, der hier kürzlich seinen Master abgeschlossen hat, weiß das zu schätzen, schließlich konnte er an den neuen Maschinen bereits die Versuche für seine Bachelorarbeit durchführen. Zudem begeistert ihn der fächerübergreifende Ansatz: „Hier an der THM laufen das Architektur- und das Ingenieurstudium in den ersten drei Semestern zusammen, so dass man immer wieder auch einen Einblick in das jeweils andere Fachgebiet bekommt.“ Für Lucas ist das besonders wichtig: „Später im Job sind das ja genau die beiden Bereiche, die eng miteinander zusammenarbeiten. Da ist es schon ein echter Vorteil, diesen Einblick zu bekommen.“