“Wir haben hier bei uns an der Hochschule in Geisenheim mit dem FACE-Projekt bereits vor Jahren eine Forschung initiiert, die sich mit den Folgen des Klimawandels auf die Reben beschäftigt. Parallel dazu wollen wir die Digitalisierung im Weinbau voranbringen und haben hierfür das DIWAKOPTER-Projekt ins Leben gerufen”, erklärt der Wissenschaftler. Dies soll die Etablierung neuer, digitaler Produktionstechniken und -methoden in der Landwirtschaft untersuchen und innovative Lösungen für eine anwenderorientierte, umweltschonende und konsumentenfreundliche Landwirtschaft der Zukunft aufzeigen – neueste Technik also für eine der ältesten landwirtschaftlichen Traditionen.
Mithilfe von Drohnen sollen digitale Applikationskarten des Weinberges erstellt werden, die dem Weinbauer präzise Parameter darüber liefern, wo Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden oder gezielt gedüngt werden muss. In einer perfekten Zukunft könnte sich ein Weinberg mittels modernster Technik selbst kontrollieren und die zielgenaue Ausbringung von Pflanzenschutzmittel oder Dünger durch Drohnen veranlassen. Bis dahin ist allerdings noch einiges an Forschung nötig.
“Unsere Herausforderungen liegen nicht bei den Drohnen. Es gibt eine Reihe von Herstellern, die hier bereits große Entwicklungsschritte vorangebracht haben und von Jahr zu Jahr tolle neue Produkte auf den Markt bringen. Wir konzentrieren uns hier momentan auf das Prozessieren von Daten, also die Beschaffung und Analyse von Daten aus dem Weinberg heraus”, berichtet Björn Poss.
So befasst sich die Forschung hier in Geisenheim gerade mit dem Präzisionspflanzenschutz und entwickelt eine Sensorik zur Erfassung der Laubwandfläche und Laubwanddichte eines Weinbergs. Unterschiedliche Laubwandbestände sollen gezielt angesprochen werden können. “Eine große Laubwand braucht natürlich mehr Dünger oder Pflanzenschutz als eine kleine”, klärt man uns auf. “Bisher gibt es allerdings noch kein Sprühgerät, welches das Pflanzenschutzmittel bedarfsgerecht und punktuell ausbringen kann. Das wäre dann der nächste Teil unserer Aufgabe.”
Doch nicht nur der technische Aspekt ist den Geisenheimer wichtig. „Unser Ziel ist es auch, diese Digitalisierung nicht nur lauffähig zu machen, sondern auch in die Praxis zu bringen“, erklärt Björn Poss. Dazu untersucht das Team von DIWAKOPTER zum einen die praktische Anwendbarkeit der neuen Technologien, zum anderen werden professionelle Studien erstellt, die deren Wirtschaftlichkeit untersuchen. Kostenanalysen zeigen dabei zum Beispiel, dass sich Sprühdrohnen eher für Dienstleister lohnen als für einzelne Winzer. Um diese Forschung effektiv voranzubringen, wird das DIWAKOPTER-Projekt im Rahmen der Förderung der Digitalisierung in der Landwirtschaft aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft unterstützt.
Mit seinen Erkenntnissen tritt DIWAKOPTER sowohl an die Industrie als auch direkt an die Winzer heran – und das ist das Spannende hier in Geisenheim: So endlos weit, wie die Weinberge reichen, reicht auch das Forschungsgebiet. Innovation und Zukunftsfähigkeit vereinen sich mit den verschiedensten Feldern des Weinbaus und versprechen ein spannendes Studium!