Die Science Night stand, wie alles im Jahr 2020, im Zeichen der Corona-Pandemie. Die Vor-Ort-Veranstaltungen fallen aus, digital ist das Wort der Stunde. Aber das schmälert das spannende Programm keinesfalls, im Gegenteil! Die Vorträge und Mitmach-Aktionen, nun halt online, werden durch eigens produzierte Videos ergänzt, und die Begegnungen mit Wissenschaftler*innen und Gleichgesinnten finden einfach in den Mozilla Hubs statt. Und auch, wenn die Hemmschwelle bei dieser ersten digitalen Science Night vielleicht noch etwas groß war, fasst Dr. Ron-Hendrik Hechelmann, Postdoc am Fachgebiet Umweltgerechte Produkte und Prozesse (UPP) sein positives Fazit in einem Satz zusammen: „Ich glaube, 200 Leute wären sonst nie zu meinem Vortrag gekommen!“
Dr. Hechelmann, dessen Stelle durch das Postdoc-UNIKAT-Fellowship des Otto-Braun-Fonds der B. Braun Melsungen AG finanziert ist, stellt hier ein besonders zukunftsweisendes Projekt vor. Speziell forscht er an der Energieoptimierung von Kältemaschinen, zum Beispiel in der Lebensmittelindustrie oder der Spritzgusstechnik. Was stark nach einer Nischenforschung klingt, betrifft aber die Zukunft von uns allen. Denn es geht darum, wie der CO2-Fußabdruck von Produkten verringert und wie unsere Industrie klimaneutral werden kann. Die neue gesellschaftliche Relevanz verortet Dr. Hechelmann bei der Jugend von heute: „Zum Glück kam die große Bewegung Fridays for Future auf und haben das Thema wieder in die Öffentlichkeit gehoben!“ Dieses neue Interesse sorgt für viel Nachwuchs beim UPP.
Und wie kann man sich das genau vorstellen? „Das ist wie beim Autofahren“, erklärt Dr. Hechelmann. „Gibt man die ganze Zeit Vollgas, hat man den höchsten Spritverbrauch. Bei nur 2000 bis 3000 Umdrehungen pro Minute reduziert sich auch der Energiebedarf. Bei vielen Kältemaschinen ist das ähnlich. Es ist sinnvoll, dass alle Maschinen möglichst nah am Optimum laufen, um eine optimale Strategie zu haben.“ Und für diese Strategie sorgen die Studierenden desr UPP in enger Zusammenarbeit mit der Industrie: „Wir gehen zu den Unternehmen und sagen: Gebt uns Eure Daten, wir analysieren sie und ihr kriegt sie dann zurück. Das sind gute Kooperationen, die auch funktionieren.“ Und sie lohnen sich. Zum einen finanziell: „Bei einem Unternehmen hat die Umstellung nach unseren Empfehlungen 7000 € gekostet, und jetzt sparen sie jedes Jahr zwischen 6000 und 10 000 €“, erzählt Hechelmann begeistert. Mag das Finanzielle ein Anreiz für Unternehmen sein, die Klimaschutzziele aktiv zu verfolgen, so steht über allem doch der Schutz unseres Planeten selbst. Der 24-jährige Master-Student Matthias Schulz aus Argentinien erzählt: „Ich bin aus einem persönlichen Anliegen auf dieses Fachgebiet gekommen. Ich habe einen Bericht gelesen, dass ungefähr eine Million Menschen allein in Buenos Aires von Überflutungen betroffen sein werden, wenn sich nichts ändert.“ Für ihn Impuls genug, um sich beruflich mit der technischen Seite des Umweltschutzes zu befassen.
Das Fachgebiet Umweltgerechte Produkte und Prozesse bietet also in doppelter Hinsicht Forschung für die Zukunft: einmal für die Absolvent*innen, die auf einem schnell wachsenden Markt problemlos Fuß fassen können, und einmal für uns alle. Denn nur mit einer intakten Umwelt haben wir überhaupt noch eine Zukunft!