Dachbegrünungen an der Frankfurt University of Applied Sciences (FRA-UAS)
Es ist Mai. Während es am Morgen im nahe gelegenen Taunus noch angenehm kühl ist, steigt das Thermometer in der Frankfurter City bereits um 9 Uhr auf 25 Grad. Die Luft ist trocken, das Klima ist schwer und drückend. An der University of Applied Sciences lässt Frau Professor Doktor Martina Klärle im Gebäude 1 des Fachbereichs Architektur, Bauingenieurwesen und Geomatik die Jalousien herunter.
Fünf Studenten des Bachelorstudiengangs Geomatik und Kommunaltechnik sind heute hier, um sich die Präsentation von Patricia Müllners Masterthesis mit dem Titel “Analyse und Simulation von Kaltluftströmungen auf Basis von Geodaten” anzuhören. Ihre Arbeit könnte nicht tagesaktueller sein. “Durch versiegelte Flächen entstehen innerstädische Wärmeinseln”, erläutert sie. Was Müllner am Beispiel Esslingen erforscht, trifft auf viele Großstädte zu, in denen durch fehlende Grünanlagen die Temperaturen steigen, die Natur und der Mensch nachhaltig negativ beeinflusst werden. Deshalb hat sich die Verwaltung der Stadt Esslingen Hilfe geholt, um bei der weiteren Stadtplanung nicht noch mehr Kaltluftströmungen abzuschneiden. Was sollte man als Geomatikerin unbedingt mitbringen? “Geduld”, sagt Patricia Müllner und lacht wissend. Professor Martina Klärle ergänzt: “Wenn die Wissenschaftler fertig sind, hat die Gesellschaft noch nicht einmal angefangen darüber nachzudenken. Es macht mich verrückt, wenn die Ergebnisse jahrelanger Forschungen einfach ignoriert werden”. Bereits vor 15 Jahren reichte sie Anträge für die Solarforschung ein, welche mit der Begründung “Keine Marktrelevanz” abgelehnt wurden. Aber Professor Klärle hatte nicht nur Geduld, sondern auch Kampfgeist. Und dieser wurde 2009 mit dem deutschen Solarpreis für ihr Projekt Sun-Area, eine vollautomatische Berechnung des Solarpotentials aller Dächer, belohnt. “Es ist immens wichtig, dass der Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Gesellschaft gestärkt wird, damit effizienter geforscht und schneller realisiert werden kann”.
Außer der Berücksichtigung von Kaltstromanalysen bewirkt die Aufhebung der Versiegelung und die Anlage von Gründächern eine nachhaltige Verbesserung der innerstädtischen Klimabedingungen. Dafür hat Frau Professor Klärle zusammen mit ihren Studierenden für die Stadt Marburg einen grundlegenden Schritt getan: die Anlage eines Gründachkatasters.