„Papier hat einen guten CO2-Fußabdruck, ist recyclebar, hat hohe spezifische Festigkeiten bezogen aufs Eigengewicht und bietet da riesige Vorteile gegenüber konventionellen Produkten“, erklärt uns Robert Götzinger, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Darmstadt im Fachgebiet für Papierfabrikation und mechanische Verfahrenstechnik. Er schreibt seine Doktorarbeit im Rahmen des LOEWE-Schwerpunktes* „Bauen mit Papier“, den wir heute besuchen.
Bauwerke aus Papier. Nach dem ersten Lachen – „Ihr wohnt in einem Pappkarton?“ – kommen zumeist die ernsten Fragen: „Was macht ihr, wenn das Haus anfängt zu brennen? Wenn es regnet? Was ist mit Schimmel? Damit beschäftigen wir uns in einem sehr interdisziplinären Team“, erklärt uns Götzinger. Ein Team, das Fachkräfte aus sieben Disziplinen umfasst, von Maschinenbauern über Chemiker, die sich z.B. mit ökologischem Brandschutz beschäftigen, bis hin zu Architekten.
Ausgehend von „Instant Homes“ und „Pop-up-Häusern“ fand die Idee, Papier als Baustoff zu nutzen, in der Flüchtlingskrise ihren Anfang: „Die Idee der Instant Homes war, wenn die Flüchtlingslager nicht mehr gebraucht werden, was dann eben an Zelten, an Sondermüll da bleibt: Wenn’s aus Papier ist, ist das doch schon besser.“ Denn Papier hat eine wesentlich bessere Umweltbilanz als herkömmliche Baumaterialien, die schlussendlich als Sondermüll entsorgt werden müssen.
Natürlich ist so ein Haus aus Papier nicht so haltbar wie ein Ziegelhaus. Aber, so erklärt Götzinger das Ziel dieses Projekts: „Wir wollen gar keine vergleichbare Haltbarkeit erreichen, das wäre ein sehr hoch gestecktes Ziel für den ersten Schritt, den wir hier machen.“ Vielmehr geht es um temporäre Bauten, von Messehallen über Bürogebäude in der modernen, schnelllebigen Arbeitswelt mit ihren immer neuen technischen Anforderungen bis hin zu Start-up-Unternehmen, die in kurzer Zeit stark expandieren und neue Räume brauchen.