Bakterienbanken für die Gesundheit - 2

Zum Thema
Frau Prof. Maria Vehreschild ist Leiterin der Arbeitsgruppe Klinische Mikrobiomforschung und damit tief drin im Thema: im menschlichen Körper nämlich.
Auch für Prof. Maria Vehreschild vom Universitätsklinikum Frankfurt gibt es eine Zeit vor und eine Zeit mit Corona.
Für eine Infektiologin ist so eine Pandemie zwar fachlich interessant, bedeutet aber natürlich auch zusätzliche Arbeit.
Prof. Maria Vehreschilds Schwerpunkt ist die Clostridioides-difficile-Infektion, eine bakterielle Durchfallerkrankung, die durch Antibiotika ausgelöst wird.
Das Bewusstsein dafür, dass Antibiotika mehr Nebenwirkungen haben, als man bisher dachte, wächst Tag für Tag.
    © Steffen Böttcher
    Goethe-Universität Frankfurt Bakterienbanken für die Gesundheit

    Ihr Schwerpunkt ist die Clostridioides-difficile-Infektion, eine bakterielle Durchfallerkrankung, die durch Antibiotika ausgelöst wird. Die Antibiotika zerstören viele der Bakterien, die unseren Darm vor Infektionserregern schützen. Im Anschluss kann es dann zu einer Besiedelung und Erkrankung durch Clostridioides-difficile kommen. „Das ist sehr belastend und zehrend für die Patienten. Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, welche gravierenden Nebenwirkungen durch Antibiotika ausgelöst werden können.“ Daher fordern viele Patienten auch heute noch Antibiotika bei ihren Ärzten ein, weil es schnell verschrieben ist und theoretisch auch schnell wirkt. „Das muss aber sehr sorgsam überlegt sein“. warnt Prof. Vehreschild. „Man sollte diese Medikamente nicht ohne Not verwenden. Denn immer, wenn man ein neues Antibiotikum einsetzt, findet bei den Bakterien ein Selektionsprozess statt.“ Die Bakterien, die dieses Antibiotikum überleben, vermehren sich und sind resistent. Die nächste Generation an Antibiotika muss her, und der Kreislauf geht weiter. „Das ist immer ein Kopf-an-Kopf-Rennen.“ Aber das Bewusstsein dafür, dass Antibiotika mehr Nebenwirkungen haben, als man bisher dachte, wächst Tag für Tag.
    Bezüglich der Clostridioides-difficile-Infektion setzen sie und ihr Team bereits auf eine andere Therapiemethode. Die von ihnen verwendeten Therapien stärken das körpereigene Mikrobiom, sodass die Durchfallerreger in ihrer Aktivität gehemmt werden und im besten Fall im Darm der Patienten nicht mehr vermehren können. Der Teufelskreis wird durchbrochen. „Wir haben eine Stuhlbank.‘“, erzählt sie. Gesunde Menschen geben hierfür regelmäßig Stuhlproben ab, aus denen die Mediziner die Bakterien herausfiltern und sie in Kapselform an Menschen mit Durchfallerkrankungen verabreichen. Diese Therapie funktioniert sehr gut. Und auch für die Medizin der Zukunft ist das Potenzial beeindruckend: Es gibt zahlreiche Hinweise, dass sich mit Hilfe von Bakterien nicht nur Durchfallerkrankungen behandeln lassen, sondern auch viele andere Erkrankungen, z.B. entzündliche Darmerkrankungen, Autoimmunerkrankungen und andere Infektionen.

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