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    © Steffen Böttcher
    Goethe-Universität Frankfurt 85% von Allem

    Wir definieren das Universum in der modernen Wissenschaft als gesamten Raum und die Gesamtheit aller Materie, Energie und Zeit. Es umfasst alles, was existiert: von den kleinsten Teilchen wie Quarks bis hin zu den größten Strukturen wie Galaxien und Galaxienhaufen.

    „Universum“, das meint nicht nur den Weltraum, durch den unsere Erde, unser Mond und die Sonne schweben, sondern wörtlich auch das Ganze, das „All-Eine“. Es umfasst alles, was wir sind, was uns umgibt. Kein Wunder also, dass die Forschung an diesem Universum sich über unseren ganzen Planeten erstreckt. Denn die kosmologische Forschungsgemeinschaft ist international aufgestellt und über den gesamten Globus verteilt. Damit entspricht sie dem, was Prof. Dr. Laura Sagunski unter moderner Forschung versteht: „Moderne Forschung ist international, es gibt große Kollaborationen, man tauscht sich miteinander aus“, betont die Kosmologin, die an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main lehrt und zu dunkler Materie und Gravitationswellen forscht. Um diesem Ideal gerecht zu werden, hat sie innerhalb ihrer Arbeitsgruppe DMGW, „Dark Matter, Modified Gravity, Gravitational Waves“, den Kurs EXPLORE gegründet. Das Anagramm steht für „Experimental Learning Opportunity through Research & Exchange“ und findet seit 2021 jeden Sommer einmal statt. „In diesem Kurs schlagen wir eine Brücke zwischen Lehre und Forschung“, freut sich die Physikerin über dieses ziemlich einzigartige Projekt.

    „Die Idee ist, dass wir Studierende von der Goethe-Universität mit Studierenden und Forschenden von der York University oder auch von der University of Alberta oder dem Massachusetts Institute of Technology zusammenbringen“, erklärt sie uns begeistert. Dahinter steckt mehr als nur ein kollegialer Austausch, der das Leben am Campus einmal im Jahr ein wenig auflockert. „In der Wissenschaft ist es unheimlich wichtig, sich auszutauschen und Netzwerke zu bilden“, betont Prof. Sagunski. Das zeigt sich schon allein an ihrer Arbeit. Die Kosmologin erforscht die sogenannte dunkle Materie, die bislang nur indirekt über ihren Einfluss auf Galaxien nachgewiesen werden konnte. Die Galaxien bewegen sich von der Gravitation her ganz anders, als es die sichtbare und messbare Materie voraussagt. Da muss also noch etwas anderes sein, und dieses Andere macht beachtliche 85 % der gesamten der Energiedichte des Universums aus. Um hier an vergleichbare Daten zu kommen, braucht es internationale Kooperationen. „Es gibt Beobachtungen und Experimente auf allen Kontinenten der Erde, die die Daten zusammentragen“, erklärt die Professorin. Diese Daten sind öffentlich zugänglich und können auch hier in Frankfurt analysiert werden. Ohne internationalen Austausch geht also gar nichts. „Außerdem rede ich ganz viel mit den unterschiedlichsten Personen. Wir tauschen uns aus und entwickeln gemeinsam Ideen.“ Diese Ideen bringen dann die Wissenschaft voran.

    Und die Saat dafür wird nun hier im EXPLORE-Programm gelegt, an dem junge Studierende aus Deutschland, USA und Kanada einmal im Jahr teilnehmen können. Gemeinsam mit ihren Kollegen und Kolleginnen wie den Professoren Sean Tulin aus Kanada oder Jürgen Schaffner-Bielich, der auch hier in Frankfurt lehrt, denkt sich Prof. Sagunski Forschungsprojekte aus, an denen dann ein Semester lang in kleinen Teams gearbeitet wird. „Und wir achten sehr darauf, dass die Teams international aufgestellt sind. Diversität ist uns wirklich wichtig, denn wir wollen unterschiedliche Hintergründe und unterschiedliche Expertisen kombinieren.“ EXPLORE findet dann auch ganz zeitgemäß online statt. „Am Ende machen wir dann noch einen Workshop, der funktioniert wie eine richtige wissenschaftliche Konferenz.“ Und den krönenden Abschluss bildet dann eine Summer School hier vor Ort in Frankfurt. „Ich finde, EXPLORE ist eine tolle Gelegenheit, schon im Studium mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland in Kontakt zu kommen“, betont die Wissenschaftlerin. Und das Beste ist: Der Kurs richtet sich an alle Physik-Studierenden! „Man braucht keine Vorkenntnisse und kann einfach einsteigen“, freut sich Prof. Sagunski. Und sogar Frankfurts Bürgermeisterin war bei der Summer School anwesend. An der Goethe-Universität in Frankfurt findet also die ganze Welt zusammen, international, interdisziplinär, um das Universum zu erforschen. Eine runde Sache!

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